Samstag, 7. März 2015

Allein im Casa de Justicia

Nun, der Titel klingt jetzt deprimierender als es ist, aber dazu gleich. Es tut mir zunächst erstmal Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Allerdings spricht dies ja dafür, dass ich soviel Programm habe und deswegen nicht zum Schreiben komme, was wiederum eine gute Sache ist. Ich erzähle euch einfach, was ich die letzte Zeit so gemacht und erlebt habe.
Ich bin jetzt schon über zwei Wochen im neuen Projekt und muss mich noch etwas eingewöhnen. Das Casa de Justicia ist ein Ort der Streit-und Konfliktschlichtung,  bei dem der Aspekt des Friedens im Vordergrund steht. Die Leute, die sich meist keinen Anwalt leisten können, kommen mit den unterschiedlichsten Problemen dahin um sich mit den Mediatoren (freiwillige Mitarbeiter, die meistens Anwälte oder in sonstigen juristischen Einrichtungen tätig sind) zusammenzusetzen,  über diese zu reden, eine friedliche Lösung zu finden und sich über ihre Rechte aufklären zu lassen. Den ersten Tag durfte ich bei diesen Mediationen zuschauen (dabei ging es eigentlich nur um Scheidungen). Die Tage darauf habe ich mit meinem AFS Mitfreiwilligen Malte größtenteils damit verbracht, Flyer für ein Festival des Friedens zu bekleben. Sieben Stunden pro Tag. Nicht grade die erfuellenste Taetigkeit schlechtweg, aber zusammen war es dann doch ganz lustig. Abwechslung bekamen wir, wenn einmal das Telefon klingelte oder der Drucker Papiere ausspuckte, da wir in Abwesenheit unserer Chefin für beides zuständig sind. Am Anfang habe ich noch kleinere Panikanfälle bekommen, als das Telefon klingelte. Wie sollte ich mit meinem Spanischniveau es schaffen, ein seriöses Büro zu repräsentieren? Aber alles halb so schlimm, mittlerweile unterhalte ich mich immer ganz nett mit den Leuten an der anderen Leitung; eine sehr gute Spanischuebung, mal nebenbei bemerkt :D
Ab der zweiten Woche wurde Malte dann in eine Schule versetzt und ich blieb alleine im Büro zurück (meine Chefin ist dauerbeschäftigt und daher fast nie da) und sollte Statistiken erstellen aus sämtlichen Akten ab 2011... Auch nicht gerade die Arbeit, die ich mit einem Freiwilligendienst und sozialen Projekt verbinden würde. Aber ich bin immer noch optimistisch eingestellt, dass ich bald ebenfalls versetzt werde (meine Kontaktperson meinte, dass ich angeblich wieder das Projekt wechseln würde, allerdings wahrscheinlich nicht die Chance hätte, zu dem Ursprünglichem zurückzukehren, da dies Monate dauern könnte). Um mich zwischendrin abzulenken unterhalte ich mich so oft es geht mit den Mitarbeitern. Eine super Gelegenheit neue Bekanntschaften zu machen und je nach dem vielleicht auch einheimische Freunde zu finden. Klappt bisher ganz gut :)).
Die letzten Tage kam dann doch ein wenig frischer Wind in meine eintönige Arbeit: Um den "internationalen Tag der Frau" zu ehren organisiert meine Arbeitsstelle ein viertägiges Friedensfestival mit vielen verschiedenen Aktivitäten, Infoständen und Konzerten. Bei diesem darf ich und drei Mitfreiwillige von AFS (Malte, Lisa und Leo) mithelfen. Die meiste Zeit müssen wir Flyer verteilen oder Leute zu verschiedenen Präsentationen einladen... alles auf Spanisch... War ab und zu etwas unangenehm aber die Leute hier sind alle super nett. Nun ja, die meiste Zeit habe ich mich im Endeffekt mit sämtlichen Leuten um meinen Aufenthalt hier unterhalten, weil sie an mir um einiges interessierter waren als an dem Casa de Justicia :D

Hier einige Fotos:

Wie wir eigentlich arbeiten sollten...
... was wir wirklich tun :D (Scherz ;))



So sieht mein täglicher Arbeitsplatz aus

Maler vorm Festival im Parque de Desamparados

Es gab die verschiedensten Angebote (von Informationsstand bis zu Flohmarkt)

Ein Traum jedes Kindes: Spielen mit der Polizei

Ich darf präsentieren: Costa Ricas Hüter des Gesetzes :D

Herumalbereien mit Malte und einer sehr netten Polizistin

Wohltätig engagiert haben Lisa und ich mich auch noch, da der Erlös der Fotos an nervenkranke Kinder geht

Einen Absatz möchte ich daher der Freundlich-und Herzlichkeit der Ticos widmen. Ganz gleich auf welchen Link man klickt, wenn man "Costa Rica" googelt, jede einzelne Internetseite berichtet darüber, wie freundlich, hilfsbereit und offenherzig die Costa Ricaner doch seien. Ich muss zugeben, bis jetzt trifft dies voll und ganz zu. Ich habe noch nirgendwo so viele Menschen getroffen, die dich nach einigen Minuten der Unterhaltung direkt spontan zum Mittagessen einladen, dir den Weg nach Hause zeigen, wenn man sich mal verirrt hat (Japp, ist mir durchaus schon passiert :D), dir total süße und liebe Spitznamen geben (meine Favoriten: mi corazon (mein Herz), mi amor (meine Liebe), mi cielo (mein Himmel), linda (Süße/Hübsche) und, warum auch immer, mi reina (meine Königin :D))oder dir tausend nützliche Informationen rund um Costa Rica bereitstellen, auch wenn du die Person gerade eben auf der Strasse angesprochen hast und ihr vorher nie begegnet bist. So ist es mir zum Beispiel passiert, dass ich zwei Minuten mit einer Anwaeltin gesprochen habe, die zufällig in meinem Büro war, die mir danach direkt ihre Telefonnummer und die ihrer Tochter aufgeschrieben hat mit den Worten: Wenn du irgendwelche Probleme oder Sorgen hast,  kannst du dich immer an uns wenden. Und meine Tochter war ein Jahr in Deutschland, sie würde sich gerne mit dir treffen... :D Nunja, die Tochter und zwei ihrer Freundinnen habe ich gestern in San José getroffen und sie sind alle drei super nett und wir machen jetzt evtl. öfters was zusammen... ja... so schnell kanns gehen :D Außerdem hat mich ebenfalls die Polizistin Keyla zu sich nach Puntarenas (sie lebt direkt am Strand) eingeladen! Wieviele können schon von sich behaupten, eine costa ricanische Polizistin als Freundin zu haben? :D Schaden kann dies natürlich nicht ;).
Aber ich habe auch das Gefühl, dass ich sehr auffalle im ganzen Meer von braungebrannten Körpern, dunklen Haaren und dunklen Augen. Quasi wie ein leuchtend weißes Werbeplakat :D

Die costa ricanischen Mädels, die ich in San Jose getroffen habe



So, ich zeige euch hier lieber ein paar Fotos zur Veranschaulichung, was ich die letzten Wochen so getrieben habe und erzähle nebenbei ein wenig, da dies alles sonst zu lang werden würde.

Sightseeing
Mein Bruder Dave hat mir alles gezeigt und wir sind staendig zusammen (hier im Parque Central von Aserrí)

Theatro Nacional in San José (meistens der Treffpunkt von meinen Freunden)

Sabana Park in der Naehe von der Arbeitsstelle meines Dads; die Leute kommen da meistens hin um Sport zu machen

Vor dem Museo Nacional (ich glaube zumindest, dass es so heisst :D)

Barrio Chino, vollgepackt mit chinesischen Laeden
Mit meinem Dad bin ich auch oefters unterwegs; meistens gehen wir zusammen Kaffeetrinken bei der Omi :)

Festival de Música Folklórica:

Meine Eltern sind Vorsitzende fuer verschiedene Musikgruppen und organisiseren regelmaessig Festivals (hier waerend einer Tanzprobe)

Aussicht auf San José by Night

Mitvorsitzender und Freund der Familie Alejandro ist sehr anhaenglich :D Das war am ersten Abend des Festivals


Auf der Fería

Die Fería ist ein Obst-und Gemuesemarkt, der einmal die Woche stattfindet und meeega guenstig ist
Saftanlage, wo ich das erste Mal Zuckerrohrsaft getrunken habe

Meine erste Pipa fría!!! (Eine Art Kokosnuss, bei der man nur das Wasser trinkt)

... die Hunde stehen auch drauf :D

Einrt mrinrt Favoriten: Granadillas (man schluerft das schleimige Innere :D)

Caimito... undefinierbarer Geschmack

Das erste von mir (und meinem Bruder) gekochte Essen... mit Schwebebahnnudeln!



Im Parque de Diverciones:

Mit Lydia (einer Freundin von AFS) im Vergnuegungspark
Einer meiner Lieblingsattraktionen: Die Wasserbahn :)