Mittwoch, 11. Februar 2015

Eine neue Familie

Erinnert ihr euch an eure mündliche Prüfung? Wie ihr euch dabei gefühlt habt? Ich war damals so froh als ich den Prüfungsraum verließ, dass dieses Gefühlsmischmasch zwischen panischer Versagensangst, Aufregung und Unsicherheit endlich vorbei war und war der festen Überzeugung, dass dieses schreckliche Gefühl so schnell nicht wiederkommen würde. Tjaaa und dann kam der Tag, an dem ich in meine Gastfamilie gehen sollte. Das klingt jetzt ein wenig wie ein Horrortrip, aber ich hatte wirklich genau den selben Gefühlspudding wie damals. Vielleicht bin ich auch einfach ne kleine Dramaqueen, aber ich hab mir die schlimmsten und peinlichsten Situationen vorgestellt, die während den ersten Tagen bei der Familie passieren könnten. Was wenn mich die Brüder nicht mögen? Was soll ich machen, wenn die ganze Zeit peinliche Stille herrscht (für mich persönlich eine äußerst unangenehme Situation)? Werde ich in viele Fettnäpfchen treten?  Was ist, wenn sie mich vergessen haben und mich gar nicht abholen?
Wenn ich zurück denke, frage ich mich wirklich, wieso ich mir so eine Panik gemacht habe, da die Familie an sich schon toll sein MUSS, da sie sich bereit erklärt hat, eine völlig Fremde von einem anderen Kontinent als Familienmitglied aufzunehmen und das ohne jegliche Bezahlung dafür zu kriegen. Das allein spricht schon für die Familie. Trotzdem hatte ich, als ich am Donnerstag den 5.Feb. aus dem Reisebus stieg und meine gefühlten 80 Kilo Gepäck ins AFS Büro in San José hiefte, mega weiche Knie, Schwindelgefühle und ich glaube ich habe jeden Rekord in Sachen Herzrasen gebrochen :D
Wieso war ich überhaupt so aufgeregt? Nunja,  die letzten zwei Wochen hatte ich mit der gesamten AFS Gruppe verbracht, die ich ja alle schon kannte und lieb gewonnen habe.  Es war einfach wie Klassenfahrt. Und nun würde es wirklich real werden, dass ich ein komplettes Jahr weit weg von der Heimat verbringen würde. Ich würde in ein Umfeld eintauchen, in dem ich niemanden kannte und so schnell auf die Nase fallen konnte. Ungewissheit war noch nie so mein Ding :D Veränderungen ja, aber nicht die Ungewissheit, die da leider immer mit inkludiert ist.
Nach und nach wurden alle meine Freunde abgeholt und ich dachte schon, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten, da um halb 3 (um 1 sollte ich eigentlich abgeholt werden) immer noch keine Spur von meiner Gastfamilie zu sehen war. Natürlich schritt die Zeit nur äußerst zähflüssig dahin, was meine Nerven nicht gerade freudig begrüßten. Und dann wurde ich doch aufgerufen und plötzlich waren alle Gefühle wie weggefegt. Am Anfang war es schon komisch meine "anderen" Eltern kennenzulernen und ich war auch noch zu überfordert um wirklich ein Wort rauszubringen. Vorallem als wir nach draußen gegangen sind und mich dann erstmal ein goldener Susuki erwartete :D  Aber sie waren echt super nett und haben mir immer auf die Sprünge geholfen und mir halt während der Fahrt alles mögliche erzählt.

Ach so, was ich vergessen hab vorher schon zu schreiben, weil es meine genialen Einleitungssätze kaputt gemacht hätte (ich sitze immer eine halbe Stunde vor der leeren Seite und denke nach,  wie ich anfangen könnte :D):

WICHTIG! DAS WAS ICH HIER SCHILDER STELLT NUR MEINE EIGENEN EINDRÜCKE, GEFÜHLE UND ERLEBNISSE DAR UND IST KEINE ALLGEMEINGÜLTIGE VISUALISIERUNG COSTA RICAS.
Wenn ihr wissen wollt, wie Costa Rica,  die Verhältnisse und die Menschen hier sind,  müsst ihr schon selber kommen und euch ein Bild machen ;)  Ich kanns nur empfehlen :D

So, wo war ich stehen geblieben? Naja im Anschluss habe ich gefühlt die halbe Familie kennengelernt, unter anderem meine beiden Brüder,  die Omi, den Onkel, ca. 17 Cousinen und Cousins verschiedenster Grade und diverse Freunde (ich benutze für die Familienmitglieder im Folgenden andere Namen).  Mit Dave (meinem älteren Gastbruder,  der 24 ist)  hänge ich die ganze Zeit ab,  da der momentan Ferien hat.  Er zeigt mir hier alles und ich verstehe mich echt gut mit ihm :)  Überhaupt mag ich die Familie richtig, richtig gerne!! Sie lassen mir auch sehr viele Freiheiten,  z. B.  meinten die Eltern direkt als erstes,  dass ich immer Freunde mitbringen kann oder übers Wochenende auch verreisen darf,  solange ich mit einer Gruppe von Menschen reise und immer Bescheid sage wo ich bin.  Das ist hier in Costa Rica nicht unbedingt üblich. Viele meiner Freunde von AFS dürfen nicht mal alleine nach San José fahren.
Über die einzelnen Ereignisse berichte ich euch in anderen Posts,  weil es einfach schon so viel ist,  dass jeder einzelne Aspekt einen eigenen Post bilden könnte. Mein anderer Bruder (19) Kevin ist super lustig und bringt alle immer zum lachen. Die ganze Familie ist äußerst musikalisch und organisieren regelmäßig Festivals. Aber wie gesagt, ich gehe auf alles in anderen Posts ein, so als Bonuserzählung :P

Das Haus ist ziemlich groß und hat einen richtig schönen Garten in dem zwei große Huskeys herumtollen.  Argus und Jack sind echt mega lieb,  aber hyperaktiv und wollen immer spielen und freuen sich immer wenn Menschen in der Nähe sind,  die sich mit ihnen beschäftigen wollen.  So sehr,  dass sie regelmäßig an einem hochspringen,  was in Anbetracht MEINER Größe bei mir öfters etwas Unbehagen auslöst,  da sie im Stehen mich um ein kleines Stück überragen :D Desweiteren lebt hier eine umso kleinere, graue alte Katze, die immer zum schmusen bereit ist und den Hunden regelmäßig einen auf die Schnauze gibt :D Find ich sehr sympathisch :DD
Ich habe mein eigenes kleines Zimmer,  dass ich aber nur sehr selten betrete, da es so viele interessantere Orte gibt ;)
Auf den Fotos zeige ich ein bisschen das Haus und die Umgebung :)  Falls ihr über irgendetwas genaueres wissen wollt,  schreibt einfach einen Kommentar. Kritik ist ebenfalls immer willkommen ;)  Ich mach dann einfach einen Special Post für euch, in dem ich eure Fragen beantworte oder ebenfalls in jedem Post etwas davon einfließen lasse.  So ich belasse es jetzt erstmal dabei. Ich arbeite übrigens noch nicht,  da meine Arbeitsstelle gar nicht wusste dass ich komme und AFS Costa Rica irgendein Dokument noch nicht abgeschickt hat. Ich fange erst ab nächster Woche Montag an. Eeegal,  ich nutze die Zeit einfach um mich an alles zu gewöhnen,  auch wenn ich mich jetzt schon meeega wohl fühle hier. Auf jeden Fall bin ich bis jetzt immer mit einem Lächeln eingeschlafen.  Also,  bis zum nächsten Mal!

Küche mit Blick auf den Garten
Hier frühstücken wir immer

Hinterer Teil der Küche

Bad neben meinem Zimmer

Flur zu den Zimmern: gradeaus das Schlafzimmer
Meiner Gasteltern,  erste Tür links Kevins Zimmer,
zweite links Daves Zimmer,  erste rechts Bad,  Weg nach rechts
Wohnzimmer,  gegenüber von Daves Zimmer ist meins

Musikzimmer (hier gibt es ALLES) 

Mein Zimmerchen... Besteht aus einem Bett und einer Kommode

Hier wird auch recycelt

Hier wird die Wäsche aufgehangen und gebügelt

Im Wohnzimmer verbringen die Ticos die meiste Zeit :D

Der wunderschöne Garten

Haus von vorne

Nur von meinem Gastbruder Dave lassen sich Jack (l.)  und Argos was sagen


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